Weil an den Kulturplakatsäulen die Kulturplakate fehlten, hatte die Kulturkommission der Stadt Burgdorf im Januar 2021 den Wettbewerb „Kunscht uf d Gass“ ausgeschrieben. Aus 28 Bewerbungen wurden zehn Projekte von Kulturschaffenden aus Burgdorf und Umgebung ausgewählt. Zwischen dem 19. März bis Ende April 2021 wurden alle fünf Kulturplakatsäulen für das Projekt genutzt. Ab Mai 2021 noch die Kulturplakatsäule der Stadtbibliothek.
Ausgangslage für die Werkgruppe Im Kopf von F.G. (Posterserie) war ein falsches Zitat in der Vorschau zur Ausstellung «Zirkuliere!» im Helmhaus Zürich. Angeblich soll Wachtmeister Studer in der Verfilmung «Matto regiert» von Friedrich Glauser den Irrenhausinsassen «Zirkuliere!» befohlen haben. Während der Aufdeckung, wer nun wem was befohlen hat, entstand ein Haufen notizenhafter Zeichnungen über die Filmprotagonist:innen, Irrwege, Architektur, System, Kreisläufe usw.
Diese hat der Künstler Vinzenz Meyner digitalisiert, übereinander gelegt, verdichtet und zu Weltformat grossen Zeichnungen komponiert. Die Weiterverarbeitung der so entstandenen Komposition, war auf der Kulturplakatsäule zu sehen.
Der Kultur-Wachhund ist ein Mythen umwobenes Wesen, welches immer in besonders schwierigen Zeiten erscheint um Kunst und Kultur zu beschützen. Er ist ein treuer Begleiter von all denen, die sich einsetzen damit Kultur, Kunst, Pressefreiheit und der Kampf dafür nicht einschläft...nicht etwa, dass er Menschen mit Hintergedanken, Diktatoren , Kriegsherren, Naturkatastrophen oder Epidemien fern halten könnte, doch er bewacht die Gedanken und sorgt dafür, dass sie am Leben bleiben, egal wie schwierig die Umstände sind. Dass er nun in Burgdorf erscheint, ist nicht etwa als Warnung oder schlechtes Omen zu deuten, ganz im Gegenteil, der Kultur-Wachhund umschlingt in einer symbiotischen Umarmung die Stadt mit ihrer Kultur und ihrer Bevölkerung und kündigt eine blühende Zukunft an. Der in Bern geborene Künstler Samuele Vesuvio hat 2020 mit seiner Einzelaustellung "Buena Onda" verteilt über verschiedene Standorte in der Stadt Burgdorf, bereits für Aufmerksamkeit gesorgt.
Ein Wellenmuster zieht sich endlos um die Säule herum. Ähnlich einer hypnotischen Spindel oder einer gestreiften, drehenden Leuchtsäule wirkt das farbintensive Muster wie in Bewegung: Ein mittig liegendes, weisses Oval wird von kontrastreichen Wellen in Pink, Mintgün, Schwarz, Weiss, Senfgelb und Rot um schmiegt, die nach aussen hin immer mehr abflachen. Diese Komposition wird dreimal repetiert und gleitet nahtlos ineinander über. So ergibt sich ein Bild ohne Anfang und Ende. Die Säule wird mit dieser kompletten Einkleidung zu einem Kunstwerk transformiert. Das Projekt wurde verwirklicht vom Künstlerduo Lang/Baumann aus Burgdorf.
Der Künstler und ehemalige Schweizermeister in Poetry Slam Remo Zumstein ist in Burgdorf aufgewachsen. Sein Projekt verbindet sprach verliebten Humor, Fabulierfreude und Medienkritik. Bei der Betrachtung seiner Plakate die allesamt Theorien, Lernhinhalte oder sonstige Sachverhalte darzustellen scheinen, erkennt man erst bei genauerem Hinsehen, dass da etwas nicht stimmen kann. Wir befinden uns in der Grauzone zwischen Wirklichkeit, Experiment und Satire, etwas fürs Auge und fürs Sprachzentrum.
Alexandra Kunz arbeitet als freischaffende Illustratorin in Burgdorf und als Dozentin für bildnerisches Gestalten in Bern. Für ihr Projekt hat sie 72 Burgdorferinnen und Burgdorfer mit der Bitte angeschrieben, ihren eigenen Kulturbeitrag in Form eines Briefes an die Kulturplakatsäule zu gestalten. Die 72 Briefe zeugen von einer unglaublichen Vielfalt des Verständnisses von und für Kultur und hängen an der Kulturplakatsäule bei der Stadtbibliothek.
Tobias Sturm arbeitet als freischaffender Illustrator in Burgdorf. Seine comicartige Erzählung beginnt in den unendlichen Weiten des Universums und fokussiert Bild für Bild die Erde, Europa, die Schweiz, Burgdorf, die Ecke bei der Kulturhalle Sägegasse, wo die Plakatsäule steht und verliert sich zunehmend in den Buchstaben des Plakates «Kunscht uf d Gass» um wieder in die Unendlichkeit zu gelangen.
Farbige Fotogramme entstehen in totaler Finsternis. Manuel Burgener, Künstler mit einem Atelier in der Fabrik an der Lyssachstrasse, begab sich für seine Arbeit mit einem grossen Fotopapier in eine Dunkelkammer und entwickelte quasi „blind“ sein Werk. Die Farbwahl ist dabei die eigentliche Arbeit, denn erst die Art des Lichts und die Dauer der Belichtung ergeben die Farbe. Burgener stellt mit einer Farbe zwischen waldgrün und wasserblau einen Bezug zu Burgdorf her, als Stadt an der Emme mit viel Grün und Freiraum. Was auf dem Fotopapier zu sehen sein wird, entsteht aus der körperlichen Bewegung des Künstlers im Raum während der Belichtung. Das Fotogramm kommt also aus dem Dunkeln ans Licht und die Betrachtenden spiegeln sich ihrerseits im Hochglanzpapier und werden so Teil der Arbeit, die an der Kulturplakatsäule Steinhofstrasse steht.
Auch die Plakatsäule von Greta Eggimann, Künstlerin aus Heimiswil, entwickelte sich mit der Zeit. Anhand von Fotos, die ihr von Menschen aus Burgdorf zugeschickt wurden, zeichnete sie Porträts. Die Originalzeichnungen wurden an der Plakatsäule an der Bahnhofstrasse beim Coop City ausgestellt.
«Chrut & Klang» stand bei der Stadtbibliothek und war eine bewachsene und klingende Säule, die aus der Coronazeit in den Frühling hineinwuchst und sich fortlaufend veränderte. Schülerinnen, Schüler und Lehrpersonen der Musikschule lieferten während sechs Wochen laufend Frühlingsklänge, die via QR-Code an der Säule per Handy hörbar waren. Einzelne Stellen der mit verschiedenen Gewächsen bepflanzten Säule waren leer gelassen worden und eröffneten der Burgdorfer Bevölkerung die Möglichkeit mit eigenen Pflanzen am Projekt teilzunehmen. Simon Kübli ist Künstler aus Hasle-Rüegsau.
Die Künstler Luciano Andreani aus Oberburg und Markus Schrag aus Burgdorf sind seit 2003 als Duo Hell und Schnell unterwegs. Sie verzaubern ihr Publikum mit schrägen Auftritten, in denen immer wieder mechanische Installationen eine Rolle spielen. Nun verwandelten sie die Kulturplakatsäule beim Bahnhof Oberburg in einen Springbrunnen, dessen Wasser durch Holzkanäle plätschert und verschiedene Räder in Bewegung setzte.
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