Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2024

26 Wenn die Jugend eigentlich so recht beginnen sollte, hört sie für viele junge Eritreerinnen und Eritreer definitiv auf. Denn mit 18 Jahren, bzw. nach der 11. Klasse, wird man unweigerlich in den unbeschränkten Nationaldienst eingezogen. Wer sich diesem Diktat widersetzt, wird als Verräter und Verräterin der Nation hart bestraft. Und wer Glück und die Gelegenheit dazu hat, ergreift die Flucht. Dies tat auch Hana Ermyas*, die heute in Burgdorf lebt. Eritrea ist eine repressive Diktatur; Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung. Männer und Frauen werden in den Nationaldienst mit unbegrenzter Dauer zwangsrekrutiert und sind dort nicht selten schweren Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt. Jedenfalls werden die Menschen weitestgehend an einer freien Gestaltung ihres Lebens gehindert. Und weil die gesamte Macht im Land diktatorisch von einem «Staatspräsidenten» und seiner Partei ausgeht, gibt es auch keinerlei demokratische Instrumente, um irgendetwas im Land zu verändern. Für die jungen Menschen besteht somit keinerlei Aussicht auf Besserung. Deshalb versuchen Tausende junger Frauen und Männer ein besseres, selbstbestimmtes Leben im Ausland zu finden. Erste Etappe: Von Eritrea nach Sudan Hana Ermyas entschied sich nach der 11. Klasse zur Flucht. Zusammen mit ihrem Freund, der in der Nachbarschaft wohnte, reiste sie in den Sudan, wo sie auch heirateten und ihr erstes Kind zur Welt kam. Für die junge christliche Familie gestaltete sich der Alltag im streng muslimisch geprägten Land sehr schwierig. Hanas Mann setzte deshalb seine Flucht nach Israel fort, während sie selbst zusammen mit ihrer kleinen Tochter den beschwerlichen und gefährlichen Weg durch die Sahara an die lybische Küste wählte, um von dort mit dem Boot nach Europa zu gelangen. Von da an lebte die junge Familie weitestgehend getrennt. Hana strandete schliesslich in den Niederlanden, wo sie ihr Mann von Israel aus ab und zu besuchen konnte. An eine Zusammenführung der Familie war jedoch noch nicht zu denken. Endlich in der Schweiz vereint Hanas Mann konnte schliesslich in die Schweiz einreisen, erhielt eine Arbeitsbewilligung und einen Job in Burgdorf. Sie selbst hatte mittlerweile die holländische Staatsbürgerschaft erhalten und folgte ihrem Mann ohne klare gesetzliche Regelung, quasi als europäische Touristin in die Schweiz. Nach unzähligen Behördengängen, Anträgen und Formularen und mit der Unterstützung vieler Freiwilliger aus kirchlichen Integration Der endlos lange Weg des * Name geändert

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