Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2023

24 einigen Wochen von der Mobiliar-Versicherung einen 400 Meter langen mobilen Deich in Empfang nehmen. Dieser ist transportabel und steht auch anderen Gemeinden zur Verfügung. Wo und wie genau der künstliche Deich im Ereignisfall zum Einsatz kommen würde, um möglichst grosse Wirkung zu erzielen, wird zur Zeit noch untersucht. Immerhin kann er bei Bedarf mit einer maximalen Höhe von 1.2 Metern das Übertreten der Emme auch bei einem extremen Hochwasser etwas besser kontrollierbar machen und damit potenzielle Schäden im Siedlungsgebiet zumindest streckenweise eindämmen. Die Wassermassen könnten dank dem Deich ein Stück weit weitergeleitet werden, würden dann aber natürlich irgendwo weiter unten trotzdem über die Ufer treten. Ziel ist es, die Fluten so weit als möglich vom dichten Siedlungsgebiet fernzuhalten, um das Schadenspotenzial zu senken. Versickerung im urbanen Raum Eine im Vergleich zu JahrhundertHochwassern viel häufiger auftretende Wasser-Problematik ist das Oberflächenwasser. Die Siedlungsgebiete weisen sehr oft versiegelte Böden auf, also Oberflächen, die eine natürliche Versickerung des Regenwassers nicht erlauben. Dies führt dazu, dass bei lang anhaltendem Starkregen die Wassermassen über die versiegelten Oberflächen zum tiefsten Punkt fliessen. Anstatt im Erdreich zu versickern, gelangt so sehr viel Wasser ins Kanalisations-System. Dieses ist wiederum nicht für solche Mengen ausgelegt, sondern eben auf die Abwassermengen der Siedlungen. «Das bestehende Kanalsystem ist bei weitem in der Lage, die Abwasser-Abflussmengen aus den Gebäuden aufzunehmen. Doch wenn Unmengen an Regenwasser dazu kommen, stösst das System an seine Grenzen», erläutert Hans-Jörg Riesen die Problematik, welche sich durch die Häufung der Wetterextreme verschärft hat. Und auch der Kapazitätsausbau der Leitungen sei nur eine scheinbare Lösung. Denn damit würde man das Problem einfach auf den nächsten Engpass, zum Beispiel die Abwasserreinigungs-Anlagen, verschieben. Um dieser Tendenz entgegenzuwirken, gibt es bereits seit Jahren kantonal geltende Vorschriften, wie beim Bau von Gebäuden und der Bebauung von Arealen mit dem Regenwasser umgegangen werden muss. Die Bauwerke und ihre Umgebung müssen so konzipiert werden, dass das Nass von oben vor Ort versickern kann. Dies wird durch einen bestimmten Anteil an sickerfähigen, nicht zubetonierten Flächen erreicht. Diese Vorgabe steht natürlich nicht selten in krassem Widerspruch zur Absicht der Bauherren, den eh schon knappen «Bei anhaltendem Starkregen können die Wassermengen lokal über den Bemessungsgrenzen der Kanalnetze liegen, so dass das Wasser nicht unterirdisch abfliessen kann. Es braucht deshalb im urbanen Raum mehr sickerbare Flächen.» Hans-Jörg Riesen, Leiter Tiefbau Der 400 Meter lange mobile Deich soll dazu beitragen, dass die Emme bei extremem Hochwasser nicht unkontrolliert über die Ufer tritt.

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