Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2023

20 Egal ob Schwingen, Chilbi oder eben ein Handfeste-Jubiläum: Ein zünftiges Fest ohne Bier ist hierzulande kaum denkbar. Deshalb gibt es auch rund um die 750-Jahr-Feier zum ältesten erhaltenen Freiheitsbrief in Burgdorf einen passenden Gerstensaft. Anders als im Mittelalter wird dieser jedoch in den modernen Brauanlagen der Burgdorfer Gasthausbrauerei hergestellt. Bier gilt als das älteste alkoholische Getränk. Bereits vor über 13'000 Jahren wurde es, wahrscheinlich entdeckt durch einen Zufall, im Vorderen Orient gebraut. Im Mittelalter galt Bier in weiten Teilen Europas als flüssiges Grundnahrungsmittel und wurde vielfach zu Hause im kleinen Stil hergestellt. Und weil das Wasser zu jener Zeit oft verunreinigt war, galt der Trank als eine gesunde Alternative der Flüssigkeitszufuhr. Ja sogar Kindern wurde der vergorene Getreidesaft verabreicht, der allerdings damals wesentlich weniger Alkohol enthielt als heute. Giftige Zusätze waren keine Seltenheit Zur Zeit der Burgdorfer Handfeste dürften es mehrheitlich Frauen gewesen sein, welche sich im Rahmen der üblichen Haushaltstätigkeiten mit der Herstellung von Bier befassten. Allerdings wurde im Mittelalter mit Bier auch viel Schindluder getrieben: Es wurde gepanscht und mit allerlei Zutaten «gewürzt», welche in den heutigen Brauerzeugnissen – ausgehend vom im 16. Jahrhundert proklamierten Reinheitsgebot – keine Verwendung mehr finden. Denn bevor sich der Hopfen als Bierwürze etabliert hatte, waren es oftmals auch psychoaktive Pflanzen, welche dem Sud als Bitterstoffe beigesetzt wurden und so dem Bier nebst dem Alkohol noch weitere berauschende Wirkungen bescherten. Neben Gagel, Porsch, Schafgarbe, Heidekraut oder Beifuss fanden nicht selten auch giftige Zutaten wie Fliegenpilz, Tollkirsche oder Stechapfel ihren Weg in den Gerstensaft. Diese so genannten Grutbiere wurden erst zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert nach und nach vom Hopfenbier verdrängt. Jubiläumsbier Der «flüssige Rahmen» für Tausende Liter Bier lagern vor der Abfüllung in den Stahltanks im Keller des Kornhauses

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