Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2021

7 jeder Beschluss, jeder Entscheid daraufhin geprüft, ob er die Zielsetzungen der KlimaVision30 unterstützt. So hat sich die Stadtverwaltung beispielsweise zum Ziel gesetzt, bis 2030 CO 2 -neutral zu arbeiten und auf den Einsatz fossiler Brennstoffe zu verzichten. Dies betrifft die Verwaltung selbst und die städtischen Be- triebe und Gebäude. Auch sollen bis 2030 keine städ- tischen Fahrzeuge mit CO 2 -Emmission mehr im Einsatz stehen. Diese und weitere Vorgaben der Kli- maVision30 prägen jeden Beschaffungsentscheid oder jede Sanierungsmassnahme an städtischen Ge- bäuden. Darüber hinaus orientieren wir uns beispiels- weise auch an zahlreichen Vorgaben zur Steigerung der Ökoflächen und zur Förderung des Artenreich- tums auf den öffentlichen Flächen. Die Liste der be- schlossenen Massnahmen ist lang und findet steten Eingang in unsere tägliche Entscheidungen. Die Stadt geht zweifellos mit gutem Beispiel voran. Wie aber will der Gemeinderat den Klimaschutz grundsätz- lich voranbringen? Stefan Berger : Klimaschutz ist die Umsetzung vieler Mass- nahmen, die für sich genom- men vielleicht klein und relativ unbedeutend erscheinen mögen. In ihrer Summe aber sind sie wirkungsvoll. Die Tat- sache, dass wir das Thema als einen Schwerpunkt im Legis- laturplan verankert haben zeigt glasklar den politischen Willen des Gemeinderats, dem Schutz des Klimas höchste Priorität zu geben. Ein wesentliches Instrument für wirkungsvolle Mass- nahmen ist dabei der Energierichtplan. Hier sind weit- reichende Leitlinien wie etwa die Reduktion fossiler Brennstoffe für die Wärmeerzeugung festgelegt. Da sind durchaus auch «grosse Würfe» wie etwa die flä- chendeckende Wärmeversorgung durch ökologisch betriebene Wärmeverbunde vorgesehen. Oder auch das bereits umgesetzte Ziel, dass Burgdorferinnen und Burgdorfer erneuerbar und lokal produzierten Strom nutzen können. In der laufenden Legislatur wollen wir diese Leitplanken und Zielsetzungen im Sinne der KlimaVision30 überprüfen und wenn nötig anpassen. Denn eines ist klar: Der Klimaschutz kann nicht länger warten. Die Massnahmen müssen rasch und konsequent umgesetzt werden, damit wir die ge- steckten Ziele für das Jahr 2030 erreichen können. Zaudern und zögern liegt endgültig nicht mehr drin. Trotzdem hat man als Bürgerin und Bürger manchmal den Eindruck, dass der Klimaschutz generell nur schlep- pend vorankommt. Täuscht dieser Eindruck? Stefan Berger : Ich denke, dass die Notwendigkeit des Klimaschutzes mittlerweile kaum mehr in Frage ge- stellt wird. Oftmals werden aber Klimaschutzforde- rungen einer wirtschaftlichen Betrachtung und den momentanen finanziellen Möglichkeiten gegenüber- gestellt. Dabei wird leider oftmals der Schutz der Um- welt als Bremsklotz für wirtschaftliche Entwicklung dargestellt. Aber das Gegenteil ist der Fall. Umwelt- und Klimaschutz werden umso teurer, je länger wir zuwarten. Und: Klimaschutz ist ein eigentlicher Inno- vationstreiber und damit ein Potenzial für nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Wir müssen begreifen, dass technische Innovation gerade auf diesem Gebiet positiven Einfluss auf Wirtschaftswachstum haben kann, auch wenn kurzfristig vielleicht Mehrkosten an- fallen. Deshalb kann ich mir durchaus vorstellen, dass die Stadt Burgdorf Partnerschaf- ten mit interessanten Techno- logie-Unternehmen eingeht und als Pilot-Stadt oder als Labor neue Wege geht. Bei all diesen Absichten und Planungen spielen die finanziel- len Möglichkeiten der Stadt ja immer eine Rolle. Haben wir da überhaupt Spielraum? Stefan Berger : Wie gesagt; Die Folgen für die Gesell- schaft und die Wirtschaft wären bei den prognosti- zierten klimatischen Veränderungen fatal. Darum lieber heute die Bevölkerung sensibilisieren und Mit- tel investieren als in Zukunft die Folgen eines unge- bremsten Klimawandels berappen zu müssen. Aber natürlich geben die finanziellen Möglichkeiten, sei es beim Klima, der Digitalisierung oder der Ver- waltungsraumplanung den Takt der Umsetzung vor. Jede Investition muss abgewogen werden… und das ist recht so. Die finanzielle Situation ändert aber nichts an der Stossrichtung, die der Gemeinderat im Legislaturplan festgelegt hat. Die verfügbaren Mittel werden jedoch definitiv die konkreten Massnahmen beeinflussen und vor allem auch die Geschwindigkeit bei deren Umsetzung vorgeben. «Eine Stadt, die auch morgen lebenswert und attraktiv sein will, muss das Thema Nach- haltigkeit heute beherzt und entschlossen anpacken. Stadt- entwicklung ohne Bewusstsein für Nachhaltigkeit ist schon längst ein Auslaufmodell.» Stefan Berger, Stadtpräsident

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