Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2021

27 Rappen zu entrichten. Ein sogar für diese Zeit beschei- dener Betrag. Er entsprach in etwa dem Stundenlohn einer Arbeiterin in einer Textilfabrik und reichte für etwas mehr als ein halbes Kilo Brot. Für die Leitung der Krippe wurde ein Vertrag mit dem Diakonissen- haus Riehen abgeschlossen, welcher fast 60 Jahre Bestand haben sollte. Spendable Fabrikanten und engagierte Frauen Über viele Jahre war die Kinderkrippe in dem von Pfarrer Ziegler eigens dafür gebauten Haus am Neu- hofweg einquartiert. Die Anzahl betreuter Kinder wuchs stetig, und die Platzverhältnisse wurden immer prekärer. Erst mit dem Bezug der Villa an der Gotthelf- strasse (heutige Villa ChriBu), welche vom Krippever- ein vorfinanziert und dann von der Einwohnergemeinde übernommen wurde, konnte 1949 eine dauerhafte und befriedigende Lösung gefunden werden. Die Entwicklung der Kinderkrippe war nicht nur von grosszügigen Fabrikanten geprägt, die Umbauten oder dringend benötigte Anschaffungen finanzierten, son- dern vor allem auch von couragierten Frauen, die sich teilweise über Jahrzehnte für den Erhalt der Institution einsetzten. Da war zum Beispiel Anny Lüthi-Nabholz, die fast 50 Jahre lang für die Anliegen der Kinder wirkte, Gelder beschaffte und den Umbau der Liegen- schaft an der Gotthelfstrasse überwachte. Sie war es auch, die jeweils an Weihnachten die Kinder mit Päck- lein zum Strahlen brachte. Oder Schwester Marie Müller, die nach den Riehener Diakonissinnen über 20 Jahre lang als Krippeleiterin waltete. Und nicht zu ver- gessen die unermüdliche Marion van Laer-Uhlmann, die sich über Jahrzehnte für notleidende Menschen und in Burgdorf speziell für die Kinderkrippe einsetzte. Heute gibt es ausreichend Kita-Plätze Familienexterne Betreuung hat in der heutigen Zeit einen ganz anderen Stellenwert als vor 130 Jahren. Die Kindertagesstätten sind nicht mehr aus der Not entstandene «Aufbewahrungsorte», sondern die ge- sellschaftliche Antwort auf berufliche Chancengleich- heit, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie die Absicht, Kindern frühzeitig soziale, integrierende Kontakte zu ermöglichen. Dementsprechend wurde natürlich der Bestimmungszweck des Krippevereins längst umformuliert und den jeweils aktuellen Be- dürfnissen angepasst. Und die «Villa ChriBu» des Krippevereins ist auch schon lange nicht mehr die ein- zige Kita in Burgdorf. Mittlerweile gibt es in der Stadt sechs Kindertagesstätten, die zusammen 182 Kita- Plätze anbieten. Mit dem kürzlich neu eingeführten System der Betreuungsgutscheine haben alle im Kan- ton Bern wohnhaften Familien die Möglichkeit, einen ihrem Einkommen entsprechend vergünstigten Platz zu erhalten. Weil das Angebot gewachsen ist, gibt es kaum mehr Wartelisten. Und die Eltern haben die Wahl, in welcher Kita sie ihre Kinder betreuen lassen möchten. «Diese Wettbewerbs-Situation ist für uns neu und anspruchsvoll. Gleichzeitig spornt uns das aber auch an, unsere Qualitäten und Vorteile weiter auszubauen», sagt Pia Ackermann, Co-Leiterin der «Villa ChriBu». So ändern sich über die Jahrzehnte die Herausforderungen einer Kinderkrippe… Die Natur entdecken – im Garten der Kita «Villa ChriBu» In dieser ehemaligen Fabrikanten-Villa ist die Kita des Krippe­ vereins (heutige «Villa ChriBu») seit 1949 einquartiert

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