Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2021

6 Burgdorf hat eine lange Tradition als Schulstadt. Ge- meinhin fällt einem dazu das Wirken von Heinrich Pestalozzi in unserer Stadt ein. Doch Schulen gab es schon seit einigen Jahrhunderten vor seiner Zeit. Und als er in Burgdorf um1800 seine revolutionären Ideen umsetzen wollte, stiess er bei den damaligen Bil- dungsverantwortlichen nicht nur auf offene Ohren. Der Schulunterricht des ausgehenden Mittelalters und der frühen Neuzeit hat mit dem heutigen Bil- dungsbegriff so gut wie nichts zu tun. In Burgdorf gab es wohl bereits um 1300, in der Zeit der Kyburger, eine erste Lateinschule. Sie wurde – wie die allermeisten spätmittelalterlichen Schulen – von der Geistlichkeit betrieben, in Burgdorf vom Barfüsserkloster, und diente der Vorbereitung auf eine theologische Karri- ere oder auf ein Studium der Medizin oder Jurispru- denz. Unterrichtet wurden die Söhne der städtischen Führungsschicht, die damit die wichtigsten Posten in Politik, Kirche und Gesellschaft für ihre Nachkommen quasi vorspurten. Gelehrt wurde hier ausschliesslich in Latein, denn dies war die Sprache der Gelehrten, der Bibel und des damaligen in Schriften festgehaltenen Wissens. So lernten die Schüler vor allem in den Anfängen der La- teinschule anhand von Bibeltexten und Psalmen die Sprache und gleichzeitig die theologischen Grund­ lagen kennen. Bis zur Reformation blieb die Latein- schule stark von den Zwecken und Zielen der Kirche geprägt. Der Einfluss der Reformation Im Zuge der Reformation, die in unserer Gegend um 1528 eingeführt wurde, veränderte sich auch das Schulwesen. Der Einfluss der Kirche auf zentrale Le- bensbereiche wurde verringert. Stattdessen über- nahm der Staat oder die Stadt die Verantwortung für zahlreiche gesellschaftliche Themen. Um 1538 wurde aus diesem reformatorischen Geist heraus die städti- sche Lateinschule als erste reguläre, ordentliche Schule gegründet. Die Berner Regierung hatte der Stadt Burgdorf zur Finanzierung dieser Schule das mittlerweile säkularisierte Barfüsserkloster über­ lassen. Überhaupt begann nun der Staat Bern die Schulbildung in seinen Gegenden zu regeln. Es ent- standen erste Schulordnungen und Erweiterungen des Schulstoffes. So wurde um 1580 in Burgdorf nicht nur Latein gelehrt, sondern auch Griechisch und He- bräisch sowie erste naturwissenschaftliche Fächer. Schulmeister war weiterhin ein Pfarrer, der sich aber zunehmend überfordert sah, nebst seiner Arbeit als Geistlicher auch noch die Schule alleine zu betreuen. Geschichte der Burgdorfer Schulbildung Wer lesen und schreiben kan

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