Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2020

9 Quellen • Verkehrsstrassen und Handelsbeziehungen Berns im Mittelalter, Audétat, Emil, 1921 • Die Strassengeschichte des Kantons Bern vom 19. Jahr- hundert bis in die Gegenwart, Tiefbauamt des Kantons Bern und ViaStoria, 2011 • Wie die Eisenbahn nach Burgdorf kam, Max Widmann im Burgdorfer Jahrbuch 1936 • Aus der Eisenbahngeschichte unserer Stadt, Hans Staufer im Burgdorfer Jahrbuch 2011 Eröffnung der Linie Bern-Olten 1857 Der Anschluss ans Fernverkehrs-Eisenbahnnetz war für die wirtschaftliche Entwicklung Burgdorfs und des Emmentals ein Segen. Die zahlreichen ansässigen und bereits überregional oder international agieren- den Unternehmen der Textilindustrie und des Käse­ handels profitierten enorm von den einfacheren, schnelleren und vor allem sichereren Transportmög- lichkeiten per Bahn. Als dann im Lauf der Jahre zu der «Bundesbahnlinie» von 1857 noch die Nebenbahnen nach Solothurn (1877), nach Langnau (1881) und nach Thun (1899) hinzukamen, wurde Burgdorf geradezu ein begünstigtes Zentrum des Eisenbahnverkehrs. Diese Zeit markierte auch den eigentlichen Beginn des «Berufsverkehrs», der durch die Trennung von Wohn- und Arbeitsort entstand. Die stetig wachsende Zahl von industriellen Betrieben schuf Arbeitsplätze, welche auch die ländliche Bevölkerung anzog. Bereits in der Volkszählung von 1910 gaben schweizweit rund 9% der Erwerbstätigen an, dass sie ihre Wohnge- meinde zum Arbeiten täglich verliessen. Dies noch lange bevor das Automobil das dominierende Trans- portmittel wurde. Entfesselte Mobilität Auf den «Strassen» des 18. Jahrhunderts benötigte man von Bern nach Zürich ungefähr drei Tage. Auf jenen des 19. Jahrhunderts schaffte man die Strecke innerhalb eines Tages und mit der Eisenbahn in weni- gen Stunden. Heutzutage dauert diese Fahrt im Inter- city knapp eine Stunde. Aber die Mobilität hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur eine enorme Beschleunigung erfahren, sondern auch einen ganz © Ruedi Läng Archiv Der Bahnhof der «Elektrischen Bahn Burgdorf-Thun» anderen Stellenwert im täglichen Leben erhalten. Rund 90% der Erwerbstätigen sind als Pendler zur Arbeit unterwegs, dazu kommt der ebenfalls markant wachsende Bedarf an Freizeitmobilität. All dies er- fordert einen fortlaufenden Ausbau und langfristige Konzeption der Verkehrswege, ja der Mobilitäts- und Verkehrsplanung überhaupt; sei es für den Langsam- verkehr, den motorisierten Individualverkehr oder für die Schiene. Aktuelles Beispiel für die Verbesserung des ÖV-Ange- bots ist die Verschiebung des Bahnhof Steinhof. Damit längere Züge anhalten und die Reisenden ebenerdig ein- und aussteigen können, sind zwei 150 Meter lange und auch höhere Perrons nötig. An der heutigen Lage in einer Kurve und zwischen zwei Bahnübergängen ist dies nicht möglich. Zur Bewältigung der künftigen Pendlerströme müssen jedoch längere Züge einge- setzt werden können. Deshalb baut die BLS seit dem Oktober 2019 die neue S-Bahn-Haltestelle rund 250 Meter in Richtung Oberburg vom alten Standort ent- fernt. Das alte Bahnhofsgebäude und der dazugehö- rige Schuppen wird nach der Inbetriebnahme der neuen Haltestelle zurückgebaut.

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