Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2020

7 und weiter nach Huttwyl führte. Diese Bern-Luzern- Verbindung erlangte allerdings nie eine grosse Bedeu- tung. Der Drang der Menschen zu weiterer Globalisierung und Vernetzung war schon in eben jenen Jahrhunder- ten zu spüren und Burgdorf war einer jener Orte, die vom nationalen, ja sogar internationalen Handel des Spätmittelalters erheblich profitieren konnten. Nicht in erster Linie durch das eigene Markttreiben, sondern durch Wegzölle. Das Geld liegt buchstäblich auf der Strasse Nebst der Nord-Süd-Verbindung, die über den Gott- hardpass den Fernhandel mit Italien ermöglichte, war bereits im 14. Jahrhundert auch ein Transithandel in Ost-West-Richtung entstanden. Angetrieben war dieser Verkehr durch die Handelszentren in Süd- deutschland und die aufstrebenden Messestädte Genf, Lyon und Barcelona. Im Gegensatz zur Nord-Süd- Achse berührte diese Ost-West Querung das Berner Mittelland und mit einer der «ausgebauten» stark fre- quentierten Handelsstrassen auch direkt Burgdorf. Diese führte von Süddeutschland über Olten herkom- mend weiter nach Bern, Freiburg und von dort nach Genf und in die französischen Zentren. Eine Variante dieser Route führte über Kirchberg und Herzogen- ktfahrplan buchsee. Vor allem die Kaufleute aus Nürnberg, dem Wirtschaftszentrum Süddeutschlands, nutzten die Strasse über Burgdorf. Sie genossen sogar eine Vor- rangstellung und konnten mancherorts zollfrei passie- ren. Nicht so aber in Burgdorf. Hier mussten sie bei der Durchfahrt Zoll bezahlen, was um 1430 für erheblichen Streit sorgte. Dank seiner Privilegien innerhalb des Kantons Bern konnte Burgdorf die Einnahmen aus Transitzöllen inklusive der Kirchberger Zölle einbehal- ten, was der Stadt zu Wohlstand und Entwicklung ver- half. Mit rund 900 Einwohnern war Burgdorf zu jener Zeit grösser als die meisten Berner, Aargauer oder Westschweizer Kleinstädte. Die wirtschaftliche Blüte des 15. Jahrhunderts finanzierte städtische Herrschaf- ten, zahlreiche öffentliche Gebäude und nicht zuletzt den Kirchenbau. Dass die Streckenführung von wichti- gen Verkehrsachsen über Kirchberg später zu einem echten Problem werden könnte, ahnte damals wohl noch niemand… Die Bernische Regierung versuchte auch in den fol- genden zwei Jahrhunderten, Handel und Verkehr zu fördern. 1645 befahl sie den Gemeinden ihre Abschnitte der Transithandelsstrassen «gründlich zu verbessern». Unebenheiten wurden mit Holzeinlagen ausgeglichen, später mit Steinen ausgebessert und teilweise mit Seitengräben eingefasst. Doch das Stra- ssennetz in dieser Form, mit zu steilen, zu engen und im Winter kaum befahrbaren Passagen genügten den überregionalen Bedürfnissen der expandierenden Wirtschaft bald nicht mehr. Die Berner Obrigkeit setzte deshalb zu einem wahren Kraftakt zum Ausbau des Hauptstrassennetzes an. In der Folge gingen denn auch die Zolleinnahmen nach Bern. Kirchberg statt Burgdorf Burgdorf hatte zu jener Zeit schon einiges an wirt- schaftlicher Dynamik eingebüsst. Die Zunftwirtschaft und die feudalen Strukturen hemmten die positive Entwicklung. Die Lage der Handwerker verschlech- terte sich und die Stellung als Handelszentrum war durch konkurrierende Märkte in Langnau, Langenthal und Sumiswald geschwächt. Und dann kam der Entscheid aus Bern, dass die Haupt- verbindung Bern-Aargau umfassend erneuert werde und aus topografischen Gründen die Variante über Kirchberg statt Burgdorf bevorzugt werde. Zufälliger- weise fiel der Bau der «neuwen Strass» auch gerade Die Leuenhohle auf dem Handelsweg zwischen Bern und Luzern

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