Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2020

6 Die geografische Lage Burgdorfs hat für die Ent- wicklung der Stadt schon immer eine grosse Rolle gespielt. An der Schnittstelle zwischen hügeligem, landwirtschaftlich geprägtem Emmental und der durch Handel und Gewerbe aufblühenden Region Bern, hatte Burgdorf über Jahrhunderte hinweg eine herausragende Stellung im Kanton. Bis vor etwa 150 Jahren, also jener Zeit, wo Eisenbah- nen zu rollen begannen, bezifferte man Distanzen in sogenannten «Wegstunden». Eine Wegstunde ent- sprach in Bern ca. 5,3 Kilometern, in Uri etwa 4,5 Kilo- meter und in der Eidgenossenschaft 4,8 Kilometern. Die Berner gehörten also zu den schnelleren. Dabei ging man davon aus, dass ein Fuhrwerk, gezogen meist von Ochsen, Kühen und Maultieren, seltener von Pferden, sich nicht wesentlicher schneller fortbewege als ein Mensch zu Fuss. Die Reise- oder Transport­ geschwindigkeit war immer von der Beschaffenheit der Wege und des Geländes abhängig. Als Marktstadt immer schon im Zentrum Wohl schon kurz nach der Gründung um 1200 erhielt Burgdorf das Marktrecht und wurde dadurch für das Umland nach und nach zum wichtigen, regionalen Handelszentrum. Die Handwerker der Stadt boten ihre Waren an und die Bauern der Gegend im Gegen- zug ihre landwirtschaftlichen Produkte, Fleisch, Eier, Käse oder Brot. Die damalige Landbevölkerung hatte sonst kaum Gründe ihr Dorf zu verlassen. Und man kann sich vorstellen, dass der Weg zum Markt be- schwerlich war und sich damit das Einzugsgebiet kaum über die nächsten Gemeinden rund um Burgdorf erstreckte. Dennoch war die Tatsache, dass in Burg- dorf eben Handel getrieben wurde ein wesentlicher und letztlich entscheidender Anstoss zur Entstehung eines lokalen Verkehrsnetzes. Die Verantwortung für die Pflege dieser Wege oblag entweder der Gemeinde oder oft auch den einzelnen Landbesitzern, über deren Gebiet ein Weg entstanden war. Jedenfalls trug schon damals eine möglichst gute Er- reichbarkeit massgeblich zur Entwicklung einer Ort- schaft und zum Wohlstand seiner Bewohner bei. So entstand im Emmental etwas später mit Langnau ein weiterer Marktort, der die Bevölkerung in unwegsa- merem Gebiet versorgte. Mit einem neuen Weg, der im 15. Jahrhundert das Emmental mit Bern verknüpfte und über Boll ins Bigenthal nach Lützelflüh führte, entstand ein weiterer Puzzlestein des regionalen Han- dels, der sich allmählich ausbreitete. Dazu gehörte auch die relativ beschwerliche Verbindung Richtung Luzern, die gleich hinter dem heutigen Sommerhaus abzweigte und durch die Leuenhohle Richtung Lueg Geschichte der Verkehrswege Von den Wegstunden zumTa

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