Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2020

22 Die Zeiten, in denen die Kirchen vor allem Botschaf- ten verkündeten sind längst vorbei. Heute sind sie mit ihren Angeboten für alle Bevölkerungsgruppen bedeutende Stützen des gesamten gesellschaftli- chen Lebens. Die Basis allerdings sind im Falle der evangelisch-reformierten Kirche nach wie vor die zentralen Werte wie Mitmenschlichkeit, Solidarität sowie die Stationen des individuellen Lebenswegs. Die Zahl der Schweizerinnen und Schweizer, welche einer der grossen Landeskirchen angehören, kennt seit Jahrzehnten nur eine Richtung: nach unten. Die Gruppe der Konfessionslosen ist in unserem Land die am stärksten wachsende. Im Kanton Bern macht die Gemeinschaft der evangelisch-reformierten Kirchen- mitglieder noch gerade 50% aus, gefolgt von rund einem Viertel ohne Religionszugehörigkeit und etwa 15% Angehörigen der katholischen Kirche. Zudem gibt es grosse kantonale Unterschiede. So ist beispielsweise in den urban geprägten Kantonen Zürich und Basel- stadt die Gruppe der Konfessionslosen am grössten. Dieser Umstand der «Religionsmüdigkeit» wirft die Frage nach der Rolle der Kirche in unserer modernen Gesellschaft auf. Wie definiert sie sich selbst – jetzt und in Zukunft? Seit einigen Jahren beschäftigen sich die reformierten Kirchen Bern-Jura-Solothurn mit diesem Thema und erarbeiten unter dem Leitspruch «Von Gott bewegt. Den Menschen verpflichtet» eine Zukunftsvision, in der sie sieben Leitsätze formuliert hat. Deren Umsetzung, respektive Überführung ins kirchliche Leben steht in der Legislatur 2020 bis 2023 im Zentrum. Der Glaube ist das Fundament «Die Theologie ist und bleibt unser Nährboden», sagt Manuel Dubach, Pfarrer in der reformierten Kirche Burgdorf. Allerdings müsse diese nicht zwingend in sämtlichen Angeboten der Kirchgemeinde direkt spürbar sein oder zum Ausdruck kommen. Es gibt un- zählige Dienstleistungen, welche viele professionell arbeitende, aber auch gut 170 Freiwillige heute ge- genüber der Gesellschaft erbringen. Da hat längst nicht mehr alles mit Ausübung des Glaubens zu tun. Selbst die Seelsorge, quasi eine Jahrhunderte alte «Kernkompetenz» der Kirche, könne mit oder ohne Bibel stattfinden, betont Manuel Dubach. «Natürlich geht es in den Gottesdiensten zentral um das, was un- seren Glauben ausmacht», sagt er. Aber wenn es darum gehe, Menschen in wichtigen, einschneidenden Lebenssituationen zu begleiten, sie zu unterstützen, Halt und Orientierung zu geben, soll die jeweilige Re- ligions- oder Konfessionszugehörigkeit keine zentrale Rolle spielen. Reformierte Kirche Burgdorf Christliche Botschaften in W

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