Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2020

28 Es ist nicht das erste Mal, dass die Solätte abgesagt, verschoben oder verändert werden musste. In ihrer schon bald 300-jährigen Geschichte durchlebte das Burgdorfer Fest mitsamt seiner Bevölkerung viele turbulente Zeiten. Ursachen waren Kriege, politi- sche Wirren oder eben Epidemien. Genau genommen gab es vor der eigentlichen Grün- dung der Solennität im Jahr 1729 bereits einen Vor- gänger des grossen Burgdorfer Festes. Die sogenannte «Sängerostern» wurde regelmässig mu- sikalisch gefeiert. Zusätzlich gab es zu Pfingsten einen Umzug durch die Stadt zum Schützenhaus. Da- raus wurde ein jährliches Schul- und Sängerfest, zu dem es auch schon eigens geprägte «silberne Pfen- nige» für jene Schulkinder gab, die genügend Psal- men auswendig aufsagen konnten. Die erste Absage dieses bereits zur Tradition gewor- denen Burgdorfer Festes musste 1716 ausgesprochen werden. Grund dafür war der verheerende Stadt- brand, der ein Jahr zuvor weite Teile der Oberstadt in Schutt und Asche gelegt hatte. Ein paar Jahre später war es dann Pfarrer Johann Ru- dolf Gruner, der aus «Sängerostern» und Pfingstum- zug die heutige Solennität schuf. «Anstatt des jährlichen Umzugs der Schülerknaben und Töchtern mit Posaunen und Psalmensingen auf der Gass hinun- ter zum Schützenhaus, hab ich ein Project aufgesetzt zu einer jährlichen Schulsolennität…». So formulierte er seine Idee gegenüber der verantwortlichen Be- hörde. Sein Vorschlag wurde vom Rat angenommen. Seither feiert Burgdorf alljährlich seine «Solätte». Fast alljährlich jedenfalls… denn Ausnahmen wie heuer gab es schon einige. Absagen, abgespeckte Durchführungen und Verschiebungen Nachdem 1798 Napoleons Truppen die Berner imGrau- holz besiegt hatten und Burgdorf von französischen Soldaten besetzt war, konnte die Solennität nur in «ab- gespeckter», politisch korrekter Form abgehalten wer- den. Umzug und Waffenspiel der Knaben fielen aus, weil alle Waffen inklusive Kadettengewehren abgege- ben werden mussten. Nach 8 Uhr abends durfte sich niemand mehr auf der Strasse zeigen, und die Wirts- häuser waren geschlossen. Es wurden lediglich die «Pfennige» in der Kirche verteilt und eine «schickliche Rede» des Studiosus Kupferschmied gehalten. Ein paar Jahre später – Napoleon war gerade gestürzt worden – stand die Solätte wegen der politisch konfu- sen Situation wieder auf der Kippe. 1814 wurde sie vom Gemeinderat erst verschoben und dann doch Solennität «Solätte» in besonderen Zei

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