Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2020

8 Quellen • Allgemeines Waren-Lexikon Johann Karl Leuchs, Nürnberg 1835 • Bericht über die zweite allgemeine schweizerische Gewerbe- und Industrieausstellung 1848 • Abschied von der Kirchbühlapotheke Fred Scheidegger im Burgdorfer Jahrbuch 1995 • Jahresbericht des Rittersaalvereins, Max Winzenried über Fam. Ruef im Burgdorfer Jahrbuch 1983 • Das Lochbachbad, ein Beitrag zu seiner Geschichte W. Marti-Glanzmann im Burgdorfer Jahrbuch 1941 Die Anfänge der chemischen Industrie Nebst Bleiweiss wuchs auch die Nachfrage nach be- ständigeren Deckfarben und Lacken für Textilien, Ta- peten, Druckerzeugnisse oder Baumaterialien. Die Erkenntnisse aus der Chemie waren inzwischen so weit fortgeschritten, dass nebst den natürlichen pflanzlichen und mineralischen Färbemitteln vor allem chemische Reaktionen von Metallen zur indus- triellen Herstellung von Farbpigmenten zum Einsatz kamen. Ein solcher chemischer Prozess ist auch die Herstellung von Bleiweiss. Dabei wird das importierte Blei in dünne Blätter gegossen und dann in einem gut verschlossenen Raum Wasserdampf mit Essigsäure- dämpfen ausgesetzt. Später wird Kohlensäuregas zu- geführt bis das Bleicarbonat, welches auf der Oberfläche des Bleis entsteht als Pulver abfällt. Nach weiteren Verarbeitungsschritten entsteht das End- produkt in Pulver- oder angerührter Pastenform. Mit vergleichbaren chemischen Verfahren wurden zahlreiche Farbpigmente mit so schillernden Namen wie «Schweinfurtergrün», «Chromgelb», «Berliner- blau», «Florentinerlak» hergestellt und über die Lan- desgrenzen hinaus verkauft. Joseph Heinrich Ruef geht eigene Wege 1833 beschloss Joseph Heinrich Ruef mit seiner Fa- milie nach Nordamerika auszuwandern, wo er sich als Farmbesitzer und Fellhändler versuchte. Mit seinem ehemaligen Arbeitgeber Hans Schnell blieb er jedoch brieflich in Kontakt, und nach nur gerade einem Jahr zog es Ruef zurück in die Schweiz. Seine älteste Toch- ter Carolina hingegen blieb in Amerika, wo sie 1834 den ebenfalls ausgewanderten Alphonse Lorenz Schoch, Sohn eines Kaufmanns aus Paris, heiratete. Die zweite Bleiweissfabrik in Burgdorf 1835 Joseph Heinrich Ruef kam zurück nach Burgdorf und plante einen eigenen Betrieb für die Herstellung von Bleiweiss zu gründen. Nach Verhandlungen mit der Burgergemeinde konnte er für den Bau seiner Fabrik Land im heutigen Tiergarten-Areal erwerben. Ein weiser Entscheid, wie sich schon bald herausstellte. Denn mit dem späteren Bau der Eisenbahn und dem nahen Bahnhof wurde der Standort bestens für Trans- porte per Bahn erschlossen, was auf die Entwicklung des Unternehmens positiven Einfluss hatte. Bereits 1837 nahm Ruef die Bleiweissproduktion auf, und ein Jahr später startete das Unternehmen zusätz- lich mit der mechanischen Herstellung von Nägeln. Dank den Beziehungen nach Nordamerika wurden sogar bereits Geschäfte über den Atlantik hinweg ge- tätigt. Auch sonst lief der Absatz von Ruefs Produkten rund. In den Geschäftsbüchern waren bereits wenige Jahre nach der Gründung fast 800 Kunden und Liefe- ranten aufgeführt. Aus J.H. Ruef & Söhne wird die Schoch & Cie Nach der Rückkehr der jungen Familie Schoch-Ruef im Jahre 1842 unterstützte Lorenz Alphonse Schoch seinen Schwiegervater in der Betreuung der über viele Regionen verteilten Kundschaft. Damit begann die Ära der Unternehmerfamilie Schoch, welche die Firma erfolgreich über 6 Generationen weiterführte und die Burgdorfer Industriegeschichte weiter- schrieb. Das Familienunternehmen entwickelte sich zu einem international tätigen Hersteller und Händler sowie zu einem bedeutenden Arbeitgeber der Region, bis es vor wenigen Jahren als Dr. A. Schoch AG mit Sitz in der Buchmatt von einer internationalen Unter- nehmensgruppe übernommen wurde. Bild: Reproduktion Briekopf um 1925 Die Fabrik der Schoch & Cie im Tiergarten produzierte Bleiweiss und Nägel im grossen Stil

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