Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2020

6 In den 1830er Jahren war Burgdorf eine Hochburg der Farben- und Bleiweissproduktion. Die beiden hier ansässigen Unternehmen genossen grosses in- ternationales Ansehen und gehörten zu den Pionie- ren dieses Industriezweigs in der Schweiz. Die Anfänge der Bleiweissproduktion in Burgdorf gehen auf die umtriebige Familie Schnell zurück und führen in die sogenannte «kleine Apotheke» am Kirchbühl. Johann Schnell, Advokat, Stadtschreiber und Statthalter, kaufte 1807 die Liegenschaft am Kirchbühl 4, in welcher der deutsche Pharmazeut Eberhard Kistler die kleine Apotheke führte. Schnell tat dies in der Annahme, dass sein jüngster Sohn Johann (Hans), der damals gerade 14 Jahre zählte, dereinst Arzt und Apotheker sein müsste. Und er sollte recht behalten. Hans, der einer der ersten Schüler Pestalozzis im Schloss Burgdorf war, stu- dierte in Bern und Tübingen Medizin und erwarb den Doktortitel mit einer Abhandlung über das neu be- kannt gewordene Upas-Gift (Pfeilgift). Nach mehr- monatigem Aufenthalt in Paris, wo er auch den berühmten Alexander von Humboldt kennen lernte, kehrte er 1816 zurück und widmete sich seinem ärzt- lichen und pharmazeutischen Beruf. Gleichzeitig war er zusammen mit seinen beiden älteren Brüdern Johann Ludwig und Karl auch bald politisch sehr aktiv. Mit ihrer liberalen Bewegung gingen die Gebrüder Schnell in die Geschichte ein. Aber das ist eine andere Geschichte… Hans Schnell: Arzt, Politiker, Unternehmer Hans Schnell hatte mehr im Sinn als einfach Arzt und Apotheker in der «kleinen Apotheke» zu bleiben. Er wollte pharmazeutische Produkte in grösserem Stil herstellen und dafür eine chemische Fabrik in Betrieb nehmen. Weil er dies am Kirchbühl mitten in der Stadt nicht konnte, ohne dass den Nachbarn «Unannehm- lichkeiten erwachsen könnten» und die Feuergefahr zu gross wäre, wollte er diese Fabrikation in der still- gelegten Stahlwarenfabrik des Engländers Harrison im Lochbach aufnehmen. In seinem Konzessionsge- such vom April 1822 betonte er zudem, dass die Burgdorfer Industriegeschichte Pioniere der Farbenfabrikati Bild: Wikimedia Die ehemalige Schnell’sche Farbenfabrik im Lochbach

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