Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2020

25 Doch Luginbühl war weit mehr als das: Der gelernte Bildhauer betätigte sich auch grafisch, befasste sich mit Film und Trickfilm und schrieb über Jahrzehnte akribisch Tagebuch. Wobei die Bezeichnung Tagebuch hier masslos untertrieben ist: Seine Einträge sind von hoher grafischer Qualität, nicht selten mit Zeichnun- gen und Collagen ausgeschmückt und erinnern in ei- nigen Zügen an das Werk von Adolf Wölfli. Ein grosser Teil der Bücher befindet sich seit geraumer Zeit in der Schweizer Nationalbibliothek in Bern. Illustrer Künstler-Zirkel Der Metzgerssohn Bernhard Luginbühl kann als Teil einer bunten Künstlerfamilie betrachtet werden. So verbindet ihn neben einer Freundschaft vieles mit Jean Tinguely, mit dem er mehrere Projekte gemein- sam realisierte. Werken von Dieter Roth, mit dem Luginbühl die Gewerbeschule in Bern besuchte, waren letztes Jahr im alten Schlachthaus eine Aus- stellung gewidmet. In diesem Jahr werden im ersten Stock des Museums Werke seines Freunds Alfred Hofkunst und dessen Frau Sabina gewidmet (siehe Kasten). Bernhard Luginbühl war Teil eines illustren Zirkels kreativer Zeitgenossen, zu denen unter ande- rem auch Daniel Spoerri, Hans Krüsi oder André Thomkins gehörten. Unterstützt wurde Bernhard Luginbühl stets von sei- nen drei Söhnen Brutus, Basil und Jvan. Sei es beim Aufstellen der grossen Konstruktionen aus Metall und Holz oder in Form von dokumentarischer Begleitung der Aktionen und Installationen mit der Kamera. Zahl- reiche Bilder und Filmaufnahmen im Museum zeugen von den teils spektakulären Aktionen Luginbühls. Ein Kranwagen als Namensgeber Etwas von der Dynamik des Schaffens von Bernhard Luginbühl lässt sich in der eingangs erwähnten Skulp- tur «Zwilling» im alten Schlachthaus spüren und er- fahren. Sie gehört zu einer ganzen Atlas-Werkgruppe, deren charakteristisches Merkmal jeweils eine gro- sse Hohlkugel ist, welche über Laufschienen zum Rol- len gebracht wird. Davon abgeleitet stammen zahlreiche weitere bewegliche Plastiken. Die Bezeich- nung «Atlas» führt allerdings nicht auf den Himmels- träger aus der griechischen Mythologie zurück. Laut Bernhard Luginbühl entstand sie – auch das bezeich- nend für den einzigartigen Künstler und sein oft ar- chaisch anmutendes Werk – in Anlehnung an den Schriftzug auf einem Kranwagen. www.luginbuehlbernhard.ch Jahresausstellung mit Hofkunst-Werken Die diesjährige Jahresausstellung im alten Schlacht­ haus befasst sich mit dem Werk von Alfred und Sabina Hofkunst – und damit mit zwei langjährigen Freunden von Bernhard Luginbühl. Charakte­ ristisch für den in Wien geborenen und in Zürich aufgewachsenen Alfred Hofkunst (1942–2004) sind seine realistischen Zeichnungen mit einer über- genauen Darstellung von Details. Seine Witwe, die 1946 geborene Sabina Hofkunst Schroer, arbeitete als naturwissenschaftliche Zeichnerin, was sich auch in ihrem späteren Kunstwerk manifestiert. Gespickt mit einer Prise Humor setzt sie die Natur in ihrer nächsten Umgebung in Kunstwerke um. Geöffnet vom 5. April –1. November 2020, jeweils Samstag und Sonntag von 11–17 Uhr. ltruhm Die 11 Meter lange Eisenfigur «Zwilling» und die aus Holzgussmodellen gebaute «Berliner Figur» sind nur zwei von zahlreichen Werken Bernhard Luginbühls, welche im alten Schlachthaus in Burgdorf entdeckt werden können. Bild links: Paul Talmann

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