Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2019

9 Quellen • Handel u. Industrie der Gemeinde Burgdorf Dr. W. Gallati in Burgdorfer Jahrbuch 1946 • Die Rechtsquellen der Stadt Burgdorf Anne-Marie Dubler in Rechtsquellen des Kantons Bern • Wie der Schweizer Käse den Weltmarkt eroberte in Du : kulturelle Monatszeitschrift Bd. 7 (1947) • Burgdorfer Biergeschichten Trudi Aeschlimann in Burgdorfer Jahrbuch 2000 Die imposante Brauerei Steinhof von 1871 war mit neuester Technik ausgestattet. 1821 ging die Lochbach Brauerei Konkurs. Dr. Johann Schnell-Schnell, der zu jener Zeit die Fabrik von Harrison übernahm, um pharmazeutische Produkte herzustellen, erwarb auch die Brauerei und brachte sie zum Aufblühen. Sein Sohn Ferdinand Schnell entwickelte die Brauerei Lochbach zu einem renom- mierten Haus mit moderner Technik und «hochfei- nen, gehaltvollen Bieren», die in alle Welt exportiert wurden. Es wurde investiert und neue Technologien eingesetzt. Doch wie so viele andere Betriebe, musste auch die Lochbach Brauerei kurz nach dem 1. Welt- krieg schliessen. Die dritte Brauerei im Steinhof Im Jahr 1871 liess Franz Schnell, Mitglied einer sehr vermögenden Burgdorfer Gutsbesitzer-Familie und Teilhaber des erfolgreichen Handelshauses «Joh.Jac. Schnell» für eine damals gigantische Summe von 1,5 Millionen Franken innerhalb eines Jahres die Braue- rei Steinhof errichten. Ausgestattet mit neuester Technik nahm der Grossbetrieb 1871 die Produktion auf. Das Unternehmen war mit seinen Kapazitäten von Beginn weg auf den Ex- port ausgerichtet und konzentrierte sich auf das damals sehr beliebte «lichte Wiener-Bier» und später – wie alle Braue- reien – auf das omniprä- sente Münchner Bier. Die Brauerei erhielt nach der Eröffnung der Eisen- bahnlinie Burgdorf-Langnau ihren eigenen Gleisan- schluss und verfügte noch vor der Einführung öffentlicher Netze über elektrischen Strom. Der Be- trieb lief zwar gut, aber die Schuldenlast aus den In- vestitionen war enorm. 1891 wurde die alte Firma gelöscht und von den Gläubigern als «Actienbrauerei Steinhof Burgdorf» weitergeführt, bis sie 1903 endlich zur Löwenbräu Burgdorf AG wurde. Besitzer war der frühere Eigentümer der Basler Löwenbräu. Doch auch die Löwenbräu Burgdorf musste bald nach dem 1. Weltkrieg die Segel streichen. Dann wurde es lange still ums Bier in Burgdorf. Burgdorfer Bier. Das neue Bier der Burgdorfer feiert Geburtstag Nach einer fast 80 Jahre dauernden Durststrecke wird in Burgdorf seit Sommer 1999 wieder einheimi- sches Bier gebraut. Und dieses Jahr feiert das Burg- dorfer Bier seinen 20. Geburtstag. Eine Gruppe um den Burgdorfer Arzt Res Zbinden fasste in den 1980er Jahren den Plan, dass Burgdorf an die Bierzeiten an- knüpfen sollte und eine eigene Brauerei braucht. Eine Brauerei, die sich von den vorherrschenden, industri- ellen Einheitsbieren unterscheidet und mit regiona- lem, handwerklich gebrautem Bier überzeugt. Die Idee eroberte die Burgdorfer Bevölkerung im Sturm. Heute zählt die Burgdorfer Gasthausbrauerei AG über 5‘800 Aktionäre, die sich 8‘000 Aktien teilen. Weil die Aktien so breit gestreut sind, hat niemand eine beherrschende Stellung und niemand ist auf schnelles Geld und Rendite aus. «Gewinne werden nicht ausgeschüttet, sondern reinvestiert», sagt VR-Präsident Stefan Aebi. Und investiert werde vor allem in Fachleute und kom- promisslos hohe Qualität. Kein Schnickschnack, son- dern ehrliche, moderne Biere, die den Menschen dauerhaft schmecken. «Trotz dem Boom der Kleinst- und Kleinbrauereien versorgen die grossen Anbieter mehrheit- lich den Markt.» (Stefan Aebi, VR-Präsident Burgdorfer Gasthausbrauerei AG) Bild: Burgerarchiv Burgdorf

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=