Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2019

8 Burgdorf hat eine bewegte Biergeschichte. Es gab Zeiten, gegen Ende des 19. Jahrhunderts, da wurde die Stadt wegen seinen vielen Brauereien «Klein Mün- chen» genannt. Doch die Geschichte des Bierbrauens in Burgdorf reicht noch viel weiter zurück, nämlich bis ins Jahr 1751. Erste Brauerei in der Oberstadt Der Pastetenbäcker und städtische Grossweibel Ema- nuel Grimm-Fisch liess 1751 sein baufälliges Haus an der heutigen Hohengasse 33 neu errichten und liess gleichzeitig eine Bierbrauerei anbauen. Dass sich aus- gerechnet ein Bäcker das Bierbrauen zutraute ist kein Zufall: Backen und brauen gehören seit Jahrhunderten zusammen, nicht zuletzt, weil beide Handwerke teil- weise gleiche Grundstoffe benötigten. Jedenfalls war das Bier von Emanuel Grimm-Fisch und auch von sei- nemNachfolger Johann Jakob Grimm, seines Zeichens Notar, Ratsherr und Handelsmann, ein grosser Erfolg. Auch Goethe, der auf seiner Schweizreise 1779 vermut- lich das Bier der Grimms kostete, schwärmte davon. Lange Zeit war der Betrieb von Johann Jakob Grimm, mittlerweile an der Rütschelengasse, die einzige grö- ssere Brauerei in der Gegend östlich von Bern. Er lie- ferte über die Stadtgrenzen hinweg bis nach Thun und Solothurn an Wirtshäuser und Privatpersonen. Der aus Bayern stammende Ferdinand Meyer kaufte 1813 den Betrieb und brachte frischen Wind in die Brauerei an der Rütschelengasse. Er handelte zusätzlich mit Wein, betrieb eine Essigfabrik und später noch eine Kerzenfabrik und Seifensiederey. Nach langem Hin und Her mit den Behörden erhielt er 1830 auch die Erlaubnis ein Bierhaus zu eröffnen. Ab den frühen 1860er-Jahren leitete Theodor Christen den Meyerschen Betrieb. Er erhielt bald die Erlaubnis, einen Bierkeller in der ersten Fluh auszubrechen. Diese grosse Kaverne diente als Kühl- und Lager- raum für das Bier und das Eis, das zum Kühlen wäh- rend des Transports mit Pferdegespann zu den Wirtschaften benötigt wurde. 1902 schliesslich verlegte Max Christen den Betrieb aus der engen Oberstadt in einen Neubau in der Lor- Klein-München. Burgdorf und seine Biere Gruppenbild mit Fässern. Die stolze Belegschaft der Brauerei Max Christen in der Lorraine. Die Bierbrauerei im Lochbach um 1900. raine. Doch die Investition zahlte sich nicht mehr aus. Die Krise nach dem 1. Weltkrieg bedeutete das Aus für die älteste Burgdorfer Brauerei. Die Räumlichkeiten wurden von der Brauerei Feldschlösschen übernom- men und nur noch als Bierdepot genutzt. Die zweite Brauerei im Lochbach Im Jahr 1800 erhielten die beiden Handelsmänner Friedrich Heggi und Jakob Rudolf Schnell die Bewilli- gung, im Lochbach eine «Biersiederei» zu errichten. Dort bestanden bereits ein Gutshof, ein bekanntes Mi- neralbad mit Gastwirtschaft und die erwähnte Stahl- warenfabrik des Engländers John Harrison. In den dahinter liegenden Sandsteinflühen gab es zudem be- reits Felsenkeller. Doch die Brauerei florierte nicht. Johann Rudolf Schnell zog sich zurück, und bereits Bild: Burgerarchiv Burgdorf Bild: Burgerarchiv Burgdorf

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