Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2019

7 letztendlich nur noch eine Käserezeptur statt ein ori- ginales Produkt aus dem Emmental. Die Blütezeit des Emmentalers endete abrupt Der Börsencrash von 1873 erfasste natürlich auch die Emmentaler Käseindustrie. Kriege, internationale Krisen und vielerorts einge- führte Schutzzölle um die Jahrhundertwende erschwer- ten den Handel zusätzlich. Gleichzeitig verschärfte sich der Kampf innerhalb der Kä- sebranche: Auf der einen Seite standen die mittlerweile organisierten Milchproduzenten, auf der anderen die Käseexporteure. Streitpunkt war die Qualität der Milch sowie der Milchpreis. Die Uneinigkeit, die mit der Zeit zu einem regelrechten «Käsekrieg» ausartete, fand ein abruptes Ende: Der Erste Weltkrieg brach aus, der Bundesrat unterband den Export von Lebensmitteln. Im gleichen Jahr wurde die Schweizerische Käseunion gegründet, in der die Käseexporteure, die Milchproduzenten und die Käser vereint waren. Nun wurde der Emmentaler nach standardisierten Methoden, quasi planwirt- schaftlich exportiert. Die Käsehändler verdienten zwar immer noch am Export – doch ihre ganz grosse Zeit und die Pionierphase waren vorbei. Stattdessen entstand das Geschäft mit Schmelz- und Schachtelkäse, die unter demMarkennamen «Chalet» die Schweizer Haushalte aber auch internationale Märkte eroberte. Mauerhofer Fromage. Die Auferstehung einer erfolgreichen Tradition Seit Kurzem gibt es in Burgdorf wieder einen Käse­ handel unter der Marke «Mauerhofer». Vor zwei Jahren gründete der Langnauer Michael Fankhauser zusam- men mit Curdin Janett die Fromage Mauerhofer AG mit dem Ziel, ganz in der Tradition der ehemaligen Gründerväter den besten Käse der Schweiz auf die Teller der Welt zu bringen. Ihre Ge- schäftsräume haben sie im ehemaligen Bürogebäude der Alpina Käse AG bezogen. «Wir bauen unser Geschäftsmodell auf den alten Strukturen auf, wie sie zu Beginn des grossen Käse­ handels existierten», erläutert Michael Fankhauser die Geschäftsidee. Fromage Mauerhofer setzt auf die ursprüngliche, vorindustrielle Käseproduktion und auf natürliche Qualität. Die frische Rohmilch wird ma- ximal 10 Kilometer zur Käserei transportiert und dort vor Ort verarbeitet. Gekäst wird nicht von irgendje- mandem, sondern von den allerbesten Käsern dieses Landes, den «Sterneköchen unter den Käsern», so Fankhauser. Nachhaltigkeit und Qualität als oberstes Gebot Fromage Mauerhofer des 21. Jahrhunderts vermark- tet «Premium-Produkte» mit Milch von Kühen, die artgerecht gehalten werden, ihre Hörner tragen dürfen und teilweise alten Rassen angehören. Die Milchbauern sollen für ihre Qualitätsmilch fair ent- löhnt werden – jenseits des allgemeinen Milchpreis-Zerfalls. Jeder Käse wird – wie früher – lange genug gelagert und im Keller gepflegt. «Die Affinage», wie sich diese Reifezeit nennt, ist mitentscheidend für den Ge- schmack. So bleiben Mauerhofer-Käse bis zu einem Jahr im Käsekeller, werden dort gehegt und gepflegt, bis sie in den Verkauf kommen. «Und demnächst», erläutert Michael Fankhauser stolz, «werden wir unsere Marke wieder in die weite Welt hinaustragen.» «Man hat es verpasst, dem Emmentaler geografische Heimat und kulturelle Identität zu geben. Bis heute.» (Michael Fankhauser, Fromage Mauerhofer AG) Käse verpacken in der Alpina Käse AG um 1920. Bild: Burgerarchiv Burgdorf

RkJQdWJsaXNoZXIy Mjc3MzQ=