Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 01 - Frühling 2019

7 ihnen den bewussten Umgang mit all der Technik, die ihnen zur Verfügung steht, erlaubt, sagt Thomas Stuber. Darum ste- hen im pädagogischen Konzept seines preisgekrönten Lehrmittels nicht irgend- welche Handfertigkeiten oder technisches Geschick im Vordergrund, sondern vielmehr die Lust amEntdecken, am spielerischen Erfinden und am Tüfteln. So begrei- fen die Schülerinnen und Schüler im Rahmen von Pro- jektarbeiten Materialien und deren Eigenschaften, staunen über Phänomene der physikalischen Gesetz- mässigkeiten und erleben zum Beispiel ganz anschau- lich, dassmehr Gewicht zu bewegen auchmehr Energie verbraucht. Und schon ist man dann beim Thema Mobilität oder Leichtbauweise. «Am Ende des Projek- tes steht dann auch immer die Frage, wie man die ein- gesetzten Materialien und Komponenten entsorgen muss oder wie sie rezykliert werden können», betont Thomas Stuber. So lerne man ganz handfest, dass jedes hervorgebrachte Produkt einen Lebenszyklus hat, den es zu beachten und zu beurteilen gelte. Das Werken neu erfinden So betrachtet ist Thomas Stubers Fach natürlich sehr viel mehr als reines «Textiles und Technisches Gestal- ten». Für ihn umfasst es immer auch den gesell- schaftlichen Kontext und den Aspekt des Konsums von Technik. «Ich möchte die Schülerinnen und Schü- ler in enger Vernetzung mit den anderen Schulfächern dazu befähigen, sich über Technik, über Produkte und deren Nachhaltigkeit und Nutzen eine Meinung zu bilden», umschreibt Thomas Stuber den Kern seines Engagements. Es geht ihm also nicht primär darum, technische Fertigkeiten hinsichtlich der Berufswahl zu fördern. Dies sei eher ein Nebeneffekt seines An- satzes, betont Thomas Stuber. Als massgebender Mit- entwickler des Lehrplan 21 für TTG weiss er, dass sich das Fach neu definieren muss, wenn es neben den forcierten Hauptfächern Mathematik, Deutsch und Französisch nicht in der Bedeutungslosigkeit versin- ken soll. Um dieser Aufwertung einen Schritt näher zu kommen, braucht es einen fachübergreifenden Ansatz, der insbesondere Bezüge zu den Fächern «Natur, Mensch, Gesellschaft» sowie «Medien und Informatik» schafft. «Da gibt es noch viel zu tun und viel Überzeugungsarbeit zu leisten», sagt Thomas Stuber, der bereits am nächsten Band seiner Lehr- und Lernmittelreihe arbeitet. Technik in den Genen Dass Thomas Stuber heute schweizweit eine Leitfigur der technischen Bildung in der Volksschule ist, kommt nicht von ungefähr. Die Faszination und das Flair für Technik wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater war Dozent für Elektrotechnik am Burgdorfer Tech. Dieser hätte es denn auch gerne gesehen, wenn sein Sohn an der ETH studiert hätte. Stattdessen stu- dierte Thomas Stuber «ein bisschen» Psychologie in Bern, bevor er die verkürzte Ausbildung zum Primar- lehrer am Lehrerseminar absolvierte. Das Werken interessierte ihn besonders, weshalb er auch bald ein Pensum als Werklehrer übernahm und sich in Didak- tik weiterbildete. Er beschäftigte sich immer intensi- ver mit der Frage, wie in der Schule technisches Verständnis gefördert werden kann … mehr als Lebensschule, denn als Wissensfach. Und genau das beschäftigt ihn auch heute mehr denn je. www.tud.ch www.do-it-werkstatt.ch «Technische Bildung muss heutzutage zur Allgemeinbildung gehören» (Thomas Stuber) teln Bilder: zvg

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