Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 02 - Sommer 2018

9 nen ihre Beute gezielt ansteuern. Schliesslich folgt der Winter- schlaf – meist in frostgeschütz- ten Höhlen oder Kellern. Wo werden wohl die 300 Burgdorfer Mausohren überwintern? Das weiss selbst die Spezialistin Cé- cile Eicher nicht. Aber eines ist gewiss: Auch im nächsten Früh- ling werden sie wieder densel- ben Dachstock in Beschlag nehmen, dort die nächste Generation gebären und aufziehen. Denn der Orientie- rungssinn der Fledermäuse ist gewaltig, und die Be- hausung in Burgdorf scheint den Weibchen zu gefallen. Schutz für die Fledermäuse Leider sind die Fledermausbestände gefährdet. Des- halb stehen alle 30 Fledermausarten in der Schweiz unter Schutz. Besonders setzen ihnen die Bautätigkeit der letzten Jahre, die Intensivierung der Landwirt- schaft und die baulichen Verdichtungen zu. Fleder- mausspezialistin Eicher ist im Auftrag des Kantons unterwegs und evaluiert, wo Bedrohungen für Fleder- mauskolonien bestehen. Bei ihrer Arbeit ist sie mit High-Tech-Geräten ausgerüstet und wird von zahlrei- chen freiwilligen Helferinnen und Helfern unterstützt. Mit speziellen Sensoren gelingt es, die verschiedenen Fledermausarten anhand ihrer unterschiedlichen Rufe zu erkennen, die Höhe ihrer Aktivität festzustel- len und ihre Flugrouten zu erfassen. Die Auswertun- gen der Aufzeichnungen dienen Cécile Eicher dazu, Massnahmen zur Erhaltung der Lebensräume der Tiere festzulegen. Dabei sind die Lösungen oft ganz konkret und pragmatisch: Zum Beispiel kann es genü- gen, eine Strassenlampe auszuknipsen – und schon ist die Flugroute der Fledermäuse wieder ungestört. Im Einklang mit dem Bauprojekt «Suttergut Nord» Die Auswertungen von Cécile Eicher in Burgdorf flie- ssen in die Planungsarbeiten rund um die Entwick- lung des Areals «Suttergut Nord» ein. Denn die Wochenstube der Mausohrweibchen liegt vis-à-vis, gleich gegenüber den Gleisen. Mit ihren Erkenntnis- sen sorgt die Fledermausspezialistin dafür, dass im Rahmen der Grossüberbauung auch die Bedürfnisse der Fledermäuse einbezogen werden. Sie ist zuver- sichtlich, dass dies gelingt. «Die Zeichen stehen gut», schätzt sie. «Die Veränderungen im Suttergut sollten für die Kolonie tragbar sein, ob- schon sie in Burgdorf von vielen Seiten unter Druck steht – durch Veränderungen an der Haupt- strasse, weitere Verdichtung im Areal oder die Umstellung der öffentlichen Beleuchtung auf LED. Die Bedürfnisse der Kolo- nie sollten bei allen Verände- rungen in diesem Quar tier berücksichtigt werden.» Öffentlicher Info-Anlass Die Kolonie hat inzwischen viele Fans. Nebst Spezia- listinnen wie Cécile Eicher interessieren sich viele Freiwillige für die Lebensart dieser Tiere und ihre «Weiberwirtschaft» im Dachstock. Unterstützt wer- den sie vom Fledermausverein Bern und der Stiftung Fledermausschutz Schweiz. So organisiert Martha Waeger vom Fledermausverein unter der Schirm- herrschaft der Stiftung gemeinsam mit Pro Natura Unteremmental am Freitag, 29. Juni 2018, ab 20 Uhr eine öffentliche Informationsveranstaltung mit einer Live-Übertragung direkt aus der Kolonie im alten Bauernhaus (siehe Veranstaltungshinweise). www.fledermaus-be.ch www.stiftungfledermausschutz.ch www.fledermausschutz.ch «Fledermäuse orientieren sich am Echo ihres Rufes. Ich frage mich manchmal, wie das noch möglich ist, wenn eine Gruppe von 300 Tieren durcheinander ruft.» (Cécile Eicher, Biologin) erquartier Stiftung Fledermausschutz Schweiz

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