Burgdorfer StadtMAGAZIN Nr. 03 - Herbst 2017

10 Stadt MAGAZIN ist Vollservice. Wer also die Wäsche nicht kaufen möchte, kann sie mieten. Die Schmutzwäsche wird sackweise mit dem Schwob-Last- wagen abgeholt, dann gewaschen, gepflegt und kontrolliert. Bei Be- darf werden die beschädigten Stü- cke ausgetauscht und der Kunde erhält eine neue Ladung frischer Wäsche. Mittlerweile hat die Schwob AG vier eigene Wäschereien, und sie arbeitet mit weiteren Partner- wäschereien in allen Regionen der Schweiz zusam- men. Junge Talente gesucht Bei Schwob sind rund 200 Mitarbeitende beschäftigt, davon 60 in Burgdorf. Auch die Mitarbeitenden sind traditionsbewusst, einige von ihnen sind bereits weit über 30 Jahre für das Unternehmen tätig. Jetzt wird dringend Nachwuchs gesucht: Junge Menschen, die eine Ausbildung zum Textilpraktiker oder zur Textil- technologin absolvieren möchten. Auch «ungelernte» haben eine Chance. Laut Hirt können geschickte, fin- gerfertige und qualitätsbewusste Menschen in den vielfältigen Bereichen der Leinenproduktion durchaus angelernt werden. Nachhaltige Philosophie Die Schwob AG setzt auf Nachhaltigkeit und Schweizer Produktion. Damit so regional wie möglich produziert werden kann, arbeitet die Produktionsabteilung mit Färbern und Veredlern aus dem Emmental zusam- men. Auch die Rohstoffe sind teilweise einheimisch, etwa der Flachs, aus dem das Leinengarn hergestellt wird. Hirt sieht hier ein grosses Potenzial, das er gerne ausschöpfen würde. Sofern der Kunde das wünscht – denn bei der Leinenweberei Schwob hat der Kunde das Sagen. Flachs von Emmentaler Feldern Seit ein paar Jahren arbeitet die Firma Schwob mit der SwissFlax GmbH zusammen und bezieht von ihr Garn aus einheimischem Flachsanbau. Deren Ge- schäftsführer Hans Haslebacher ist stolz auf diese Kooperation. Dank ihr sowie weiteren Partnerschaf- ten konnte SwissFlax den Absatz von 700 kg Leinen- garn im Vorjahr heuer nahezu verdoppeln. Dies entspricht ungefähr der Hälfte der Anbaufläche von vier bis fünf Hektaren, die derzeit von vier Landwirten im Raum Willadingen bewirtschaftet werden. «Vom ersten Kontakt mit dem Produzenten bis hin zum fertigen Produkt dauert es in der Regel zwei Jahre», beschreibt Hans Haslebacher das innovative Ge- schäftsmodell. «ImMoment läuft es sehr gut». Neben der Leinenweberei Schwob gehören etwa das Unter- nehmen Möbel Pfister, welches eine Vorhangkollek- tion aus Schweizer Flachs produziert, sowie der Strickwarenhersteller Traxler in Bichelsee zu den Ab- nehmern von SwissFlax. Dessen Marke «erfolg» steht für Design und Herstellung von hochwertigen Shirts und Strickwaren Schweizer Herkunft. Bis der Flachs von den Feldern unweit der Schwob- Produktionsstätte auf den Webmaschinen verarbeitet werden kann, durchläuft er einen aufwändigen Pro- zess: Geerntet wird je nach Witterung zwischen Juli und September. Nach dem Zupfen, was mit speziellen Erntemaschinen geschieht, werden die Pflanzen zur so genannten «Feldröste» – also zum Trocknen – ab- gelegt und gewendet. Beträgt die Feuchtigkeit weni- ger als 15 %, erfolgt die Weiterverarbeitung zu Rundballen. Danach macht der Emmentaler Flachs eine Reise nach Holland zum maschinellen Brechen und weiter zum Spinnen nach Ungarn. Zurück kommt er als qualitativ hochwertiges Garn, das bezüglich Kontinuität und Reissfestigkeit in der obersten Liga spielt. «In der Schweiz hat man in Sachen Flachs die Industrialisierung etwas verschlafen. Es gibt zurzeit keine Möglichkeit ihn maschinell zu verarbeiten», so Haslebacher. www.schwob.swiss «Wenn das Schweizerkreuz auf dem Etikett ist, ist Burgdorf drin» (Stephan Hirt, CEO) Der Flachs gewinnt seit Ende des 20. Jahrhunderts wieder an Bedeutung als ökologische Naturfaser.

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